Wie Luke Howard die Wolken erfand

Dass es Haufen-, Cirrus- und andere Wolken gibt, wissen wir noch gar nicht so lange. Entdeckt hat sie vor 200 Jahren ein Apotheker aus London.

m Sommer des Jahres 1783 schaute der 11-jährige Engländer Luke Howard besonders oft in den Himmel. Im fernen Island und im noch ferneren Japan hatte es Vulkanausbrüche gegeben. Die Staubpartikel hatten sich über die ganze Erdatmosphäre ausgebreitet und sorgten am Himmel für prächtige Farbenschauspiele.

Aber das war noch nicht alles: Im Sommer desselben Jahres zog eine gigantische Staubwolke über Europa und im August zog ein beeindruckender Meteor über das Firmament. All diese Himmelserscheinungen machten Howard zu einem begeisterten Wetterbeobachter – und weckten in ihm den Wunsch, sie sich zu erklären. Als junger Mann nutzte Howard jede freie Stunde, um seine Beobachtungen der Natur zu vertiefen. Sein besonderes Interesse galt jedoch den Wolken.

Der junge Howard wird zu einem ehrgeizigen Naturbeobachter

Nach seiner Schulzeit in Oxford kehrte der 15-jährige Howard zurück zu seinen Eltern nach London und begann eine Lehre als Apotheker. Der junge und begabte Forscher studierte aber auch zugleich Chemie, Botanik und Französisch. Mit 23 Jahren eröffnete er sein erstes Geschäft. Im folgenden Jahr heiratete er Mariabella Eliot, mit der er mehrere Söhne hatte.

Mit seiner Firma „Howard und Sons“ hatte er 1807 ein Unternehmen zur Herstellung pharmazeutischer Chemikalien aufgebaut. Die Labore übergab er jedoch bald seinem Sohn, um sich stärker der Betrachtung der Natur zu widmen. Obwohl die Meteorologie für ihn ein Hobby unter anderen darstellte, war sie doch das Gebiet, das ihn am meisten faszinierte.

Anerkennung für den Hobby-Meteorologen

Internationale Berühmtheit erlangte Howard mit seinem Vortrag „Über die Modifikationen der Wolken“, den er 1802 in London hielt und der 1803 im Philosophical Magazine XVI, einem englischen Wissenschafts-Magazin, veröffentlicht wurde. Darin beschrieb er nicht nur genaue Beobachtungen der Wolken und ihrer Formen, sondern auch ein System zur Klassifizierung der Wolken und Überlegungen zur ihrer Entstehung und Veränderung. Seine Ausführungen zur Formveränderung der Wolken waren ein Grundstein für die heutige Wettervorhersage. Bis dahin galten die Wolken in der Wissenschaft als zu komplex und kurzlebig, um ihnen Namen zu geben und sie zu kategorisieren.

Howards Lehre verbreitete sich schnell und fand zahlreiche Unterstützer. 1821 wurde er wegen seiner Verdienste in die Royal Society, einer Gelehrtengesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Forschung, aufgenommen.

Howard inspirierte mit seiner Arbeit nicht nur Wissenschaftler, sondern auch die Künstler der Zeit. Der Maler Casper David Friedrich und der Schriftsteller Goethe waren von der Arbeit des Engländers sehr beeindruckt. Johann Wolfgang von Goethe war von dem Wolkensystem sogar so begeistert, dass er ab 1822 mit Howard eifrig Briefe austauschte und ihm eine Lobrede mit dem Titel „Howards Ehrengedächtnis“ widmete.

Trotz aller Fortschritte in der Wolkenphysik: Howards Beobachtungen zu den Formen der Wolken sind heute immer noch genauso gültig wie vor 200 Jahren.

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