Gestresster Nachwuchs

Stress und Jugendliche: Jugendliche in Deutschland leben besser als in anderen Industrienationen. Trotzdem sind sie zu einem Großteil mit ihrer Lebenssituation unzufrieden. Das ergab eine Studie der UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF. Viele Experten sind sich sicher: Gründe dafür sind unter anderem zunehmender Stress und hoher Leistungsdruck. RKL nimmt die Studie zum Anlass und erklärt, was Jugendliche in die Stressfalle treibt.

Ein Blick in den Alltag eines durchschnittlichen Jugendlichen in Deutschland zeigt fünf Hauptursachen, die das Gleichgewicht der jungen Menschen ins Wanken bringen können:

1. Familiäre Probleme wie Krankheit, Scheidung oder Geldnot belasten auch den Nachwuchs. Oft werden jedoch gerade diese Themen in der Familienrunde nicht kindgerecht transportiert. Die Folge ist, dass die Mädchen und Jungen sich unsicher und ausgeschlossen fühlen. Bei vielen von ihnen erwacht sogar das Gefühl, selbst für das Problem verantwortlich zu sein.

2. Freizeitstress wird oft unterschätzt. Statt nach Schulschluss zu entspannen, geht die Hetze zwischen Theater-Gruppe, Geigenunterricht und Sporttraining direkt in die zweite Runde. Jedes Kind braucht aber mindestens zwei Nachmittage in der Woche, an denen es sich von Lärm und Leistungsdruck erholen kann.

3. Schulischer Druck hat viele Gesichter. Der Angst, sich vor den Klassenkammeraden zu blamieren oder die erwartete Schulleistung nicht zu erfüllen, ist nicht jeder Schüler gleichermaßen gewachsen. Wenn Zuhause zusätzlich Berge von Hausaufgaben warten, kann der Druck schnell in Überforderung umschlagen. Auch die immer länger werdenden Schulzeiten führen dazu, dass Kindern weniger Freizeit bleibt.

4. Streit mit Klassenkameraden gehört zum Kinderalltag dazu und ist ein wichtiger Prozess in der Persönlichkeitsentwicklung. Wird das Kind aber regelmäßig schikaniert und damit zum Mobbing-Opfer, ist sein Selbstwertgefühl in höchster Gefahr. Hier besteht für Eltern und Lehrer akuter Handlungsbedarf.

5. Gestresste Eltern geben ihre eigene Anspannung oft unbewusst an den Nachwuchs weiter. Beschäftigt mit ihren eigenen Problemen, haben sie kaum Zugang zu ihren Kindern. Dabei brauchen diese für eine gesunde seelische Entwicklung Erziehungsberechtigte, die Zeit und ein offenes Ohr für sie haben. Gemeinsame Aktivitäten schaffen Raum für Gespräche über mögliche Sorgen und Nöte aller Familienmitglieder.

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