Ab ins Wasser, Kinder!

Immer weniger Kinder können schwimmen. Die Folge: Es gibt viele Todesfälle durch Schwimmunfälle. Leider gehört in den Schulen das Schwimmen längst nicht mehr regelmäßig zum Stundenplan. Im Interview erklärt Roland Scheidemann, Pressesprecher der DLRG Düsseldorf, wie wichtig das Schwimmenlernen ist.

vigo Online: Warum ist Schwimmen für Kinder so wichtig?
Roland Scheidemann: Der Hauptaspekt ist natürlich der Schutz vor dem Ertrinken. In der Schwimmschule lernt das Kind, bei Unfällen und Stresssituationen im Wasser nicht in Panik zu geraten. Es weiß, wie es ohne viel Aufwand wieder sicher an Land kommt. Ein netter Nebeneffekt ist, dass Schwimmen eine vielseitige Sportart ist, die die Koordination fördert und den gesamten Körper trainiert.

Woran erkennen Eltern einen guten Schwimmkurs?
Der gute Ausbilder geht auch selbst mit ins Wasser und vermittelt den Kindern den Unterricht spielerisch. Darüber hinaus spielt die Gruppengröße eine wichtige Rolle. Sie sollte zehn Teilnehmer nicht übersteigen.

Ab welchem Alter können Kinder mit dem Training beginnen?
Etwa um das fünfte Lebensjahr herum. Allerdings ist hier weniger das Alter entscheidend sondern vielmehr die körperlichen Voraussetzungen. Viele Bäder bieten Schnupperstunden an, in denen qualifizierte Schwimmlehrer die Kleinen im Wasser begutachten und individuell entscheiden, ob Körpergröße, Kraft und Fitness für das Schwimmtraining ausreichen.

Soweit zum Körper. Und wann sind Kinder im Kopf so weit?
Der Schwimmunterricht soll für die Kleinen zunächst Spaß und Spiel bedeuten. Sie sollen sich im Wasser wohlfühlen. Wer ein Kind zum Unterricht drängt, obwohl es dafür noch nicht reif ist, begeht einen großen Fehler. Hier riskiert man psychische Blockaden, durch die das Kind dann womöglich nie Schwimmen lernt.

Wie ist der Unterricht in der Schwimmschule aufgebaut?
Bei den Anfängern geht es zunächst darum, sie an das Wasser zu gewöhnen. Danach lernen sie gleiten, springen und tauchen. Erst dann weisen wir sie in die einzelnen Techniken ein. Das erste Ziel ist das Seepferdchen. Danach sind die Kinder schon in der Lage, eine Strecke von 25 Metern zurückzulegen. Bis sie soweit sind, dauert es je nach Talent und Trainingsaufwand zwischen drei und sechs Monaten.

Können Eltern ihrem Kind das Schwimmen nicht selbst beibringen? Oder ist das Schwimmenlernen in der Gruppe besser?
Für Kinder ist es besser, in der Gruppe mit Gleichaltrigen zu lernen. Die Gefahr, dass Eltern eigene Schwimmfehler unbewusst an ihre Kinder weitergeben, ist einfach zu groß. Zudem hat das Lernen in der Gruppe eine positive Dynamik. Die Kinder orientieren sich aneinander. Das fördert sie in ihren Bemühungen.

Wann ist es zu spät, um mit dem Schwimmen anzufangen?
Es ist nie zu spät ? auch nicht für Erwachsene.

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